Die Schließungswelle im US-Einzelhandel setzt sich auch in 2013 nahtlos fort. Nachvollziehbar ist diese Entwicklung, da sich der Filialbust in Regionen mit unterdurchschnittlichen Einkommen ganz einfach fortsetzt. Diese Geschäfte rechnen sich nicht mehr, womit die Expansionsgelüste vor dem Bubble Pop nun gänzlich auf den Kopf gestellt werden. Jetzt zählt nur noch, wer am schnellsten dabei ist, sich von dem ehemals angehäuften Ballast unter Inkaufnahme horrender Kosten wieder zu befreien. Ein gestern durchsickerndes Memo des Einzelhandelsriesen Wal-Mart gibt überdies Grund zur Annahme, dass eine sich verschlechternde Ertragslage nicht nur auf die üblichen Verdächtigen beschränkt bleiben wird.

Laut eines internen Memos, aus dem Bloomberg am Montag zitierte, litt der US-Einzelhandelsriese Wal-Mart Anfang Februar unter der schlechtesten Absatzlage innerhalb der vergangenen sieben Jahre.  Und das nach einem alles andere als überzeugenden Weihnachtsgeschäft. Laut Wal-Marts Vizepräsident Jerry Murray habe er in seinen sieben Jahren bei dem Unternehmen keine so desaströsen Verkaufszahlen zum Beginn eines Monats wie in diesem Februar gesehen. Bloomberg nannte neben einsetzenden Steuererhöhungen auch eine schwache Entwicklung der Wirtschaft als Grund. Soll das schon alles sein?

Wer erinnert sich vielleicht noch an unsere These aus dem Jahr 2008, die unter Berücksichtigung der Verschuldungslage unter privaten Haushalten und einer tendenziell sinkenden Kreditnachfrage von einer anstehenden Bereinigung großer Überkapazitäten unter Pizzastores, Einzelhändlern und sonstigen Konsumtempeln in den USA ausging? Ein Blick auf die seit 2008 erfolgten Schließungen und die zuletzt publizierten Ankündigungen großer Einzelhändler zur erneut anstehenden Aufgabe von Geschäften und Filialen bis Ende 2013 scheint uns nicht nur Recht zu geben, sondern läutet auch gleich die nächste Welle des Exodus im US-Einzelhandel ein.

Zwar wird seitens der US-Regierung und der Fed Woche für Woche propagiert, dass sich die wirtschaftliche Erholung trotz einer in Q4 schrumpfenden Ökonomie fortsetzen wird. So weit, so gut. Besser wäre es jedoch, sich einmal genau anzuschauen, wie viele Filialen großer Einzelhändler von der neuen und bis Ende 2013 anvisierten Schließungswelle betroffen sein werden – samt eines bislang im fünfstelligen Bereich liegenden Arbeitsplatzabbaus. Den ehedem als unverwüstlich angesehenen Kraftprotzen im US-Einzelhandel geht anscheinend immer mehr die Puste aus.

 

Im  Chart sieht das wie folgt aus:

Und da sich die US-Wirtschaft doch auf einem solch überaus nachhaltigen Pfad der Erholung befindet, könnten sich kritische Geister ja irgendwann auch einmal die Frage stellen, warum dann in diesem Jahr wieder hunderte von Filialen eingestampft und tausende Mitarbeiter auf die Straße gesetzt werden? Keine Sorge, liebe Leser, das „Office of Labor Lies“ wird bestimmt einen Weg finden, uns auch in den nächsten Monaten fantastische Zahlen von den US-Arbeitsmärkten zu präsentieren.

Im angewandten Statistikmodell gibt es nun einmal derart viele Schlupflöcher, dass die Washingtoner Zahlentrickser einen Weg finden werden, um auch diese anstehende Entlassungswelle bestmöglich unter den (Statistik-)Teppich zu kehren. Auf diese Weise lässt sich die allmonatliche Posse um die Erwartung der offiziellen Arbeitsmarktberichte dann zumindest noch an den Finanzmärkten bejubeln und als voller Erfolg verkaufen, wenn sie mit der erlebten Realität der Bevölkerung schon nur noch genau so wenig zu tun hat wie eine Luxusjacht mit einem Kohlenpottdampfer.

Vielleicht liegen die Gründe für diesen erneuten Store-Bust ja auch ganz woanders. Steigende Steuern, sich tendenziell abzeichnende Ausgabekürzungen der Regierung, sinkende Einkommen in einer ganzen Reihe von Sektoren und eine stetig wachsende Abhängigkeit unter US-Bürgern von staatlichen Sozialleistungen und der Regierung per se ließen sich unter einigen anderen Punkten an erster Stelle nennen. Obwohl sich die Kreditvergabe an private Verbraucher durch US-Banken in den letzten Monaten ein wenig erholte, ertrinkt der Privatsektor weiterhin in einem Meer von Schulden.

Da ist es schon nachvollziehbar, dass die Schließungswelle unter Filialen in Regionen mit unterdurchschnittlichen Einkommen weiter anhält. Diese Geschäfte rechnen sich nicht mehr, womit die Expansionsgelüste vor dem Bubble Pop nun gänzlich auf den Kopf gestellt werden. Jetzt zählt nur noch, wer der Schnellste dabei ist, sich von diesem ehemals angehäuften Ballast unter Inkaufnahme horrender Kosten wieder zu befreien. Einer Glanzleistung entspricht das nicht, sondern ist vielmehr Ausdruck einer Entwicklung, die in der Vergangenheit viel zu sehr auf Quantität anstatt auf Qualität setzte.

Die Entwicklung ist ferner Ausdruck für die Egalität und teils Größenwahn unter bezahlten und angestellten Managements, die sich nicht selten die eigene Strategie von gierigen und rastlosen Anteilseignern und Investoren aufoktroyieren lassen. Und so läuft die Herde eben immer zusammen in dieselbe Richtung: denn nicht nur wenn es aufwärts, sondern vor allem wenn es abwärts geht, verschärft sich der Trend. Eine Lektion, die weite Teile des US-Einzelhandels in den letzten Jahren wahrscheinlich schon gelernt haben dürften.  

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